Vom 12. bis 14. Oktober öffnete die VMworld Europe ihre Pforten in Kopenhagen.
Halbzeit in der Konferenzsaison, und der Goldene Oktober ist bereits vorüber. Nun gilt es, sich aufs Weihnachtsgeschäft vorzubereiten. Als wohl eine der letzten großen Konferenzen der Saison endet in dieser Woche die VMworld Europe 2010 im schönen Kopenhagen. Ich war dabei, als einer von rund sechstausend – das waren über 1300 Besucher mehr als im Vorjahr. Die VMworld Europe wird nur übertroffen von der Global VMworld 2010, die Ende August in San Francisco mit rund 17.000 Besuchern einen neuen Rekord aufstellte.
Die enormen Besucherzuwächse bestätigen wieder einmal, dass die IT-Branche das tiefe Tal der Krise in 2009 längst verlassen hat und sich nun voller Energie auf das Geschäftsmodell des Cloud Computing konzentriert. Denn diesem gehört ohne Zweifel die Zukunft. Mit zweistelligen Zuwachsraten bei der Virtualisierungs-Software und den entsprechenden Services befindet sich die Branche gerade erst am Anfang ihrer Entwicklung. Die Zahl der Virtual Machines hat nach Angaben von VMware-CEO Paul Maritz binnen Jahresfrist um 28% zugenommen und die Marke von 10 Millionen VMs überschritten. Da ist noch viel Luft nach oben.
Cloud Computing im E- und M-Commerce
Cloud Computing betrifft den E-Commerce insofern direkt, als es einerseits ein Geschäftsmodell ist, das die IT zum Dienstleister des Business (intern und extern) macht, und zum anderen ein Nutzungs-Paradigma, das den Kunden schon von Amazon und Ebay vertraut ist. Es handelt sich dabei um Public-Cloud-Angebote – Dienstleistungen im öffentlichen Internet. Doch hier spielen (bislang) nur relativ wenige Große eine überragende Rolle.
Den weitaus größeren und lukrativeren Markt dürften wir im B2B-Bereich sehen, wenn E-Retailer nicht nur B2C betreiben wie Amazon oder OTTO, sondern auch brancheninterne Public Clouds zwischen den firmeninternen Private Clouds vermitteln. Das geschieht beispielsweise bereits bei der internationalen Rechnungsverarbeitung (E-Invoices) und beim Austausch elektronischer Dokumente (EDIFACT usw.). Dienstleister wie die DATEV weiten bereits ihr Geschäftsfeld sukzessiv in die elektronische, Internet-gestützte Verarbeitung aus. Im E-Commerce ist das gleiche bereits der Fall, so etwa im Bereich der Payment-Abwicklung (PayPal), des Fulfilment (Amazon FBA) usw.
Wegbereiter für diese Entwicklung sind zum einen natürlich die Technologieanbieter, zum viel größeren Teil aber die neuen Service Provider. Mit COLT und Orange Business Services präsentierten sich in Kopenhagen die ersten paneuropäischen Dienstleister, die mit VMware Verträge abgeschlossen haben, um die Virtual Datacenters ihrer Kunden bei sich zu hosten. In diese Virtual Datacenters stellen die Unternehmen und Organisationen ihren mobilen und internen Nutzern individuelle Web-basierte Anwendungen zur Verfügung. Dafür brauchen sie keine eigene IT-Abteilung mehr auszurüsten, sind aber dennoch flexibel und skalierbar.
Rund 6000 Besucher lauschten in Kopenhagen den Opening Keynotes von VMware (hier: CTO Steve Herrod)
„Wo sind meine Daten?“
Der einzige Punkt, über den sich die Kunden dann noch den Kopf zerbrechen müssen, ist die Frage: „Wo sind meine Daten?“ Tatsächlich führt die Antwort, die sie sich geben, dazu, dass die Cloud aus europäischer Sicht zweigeteilt ist: Es gibt die amerikanische Domäne, wo US-amerikanische Gesetze die entsprechenden Anbieter wie Ebay oder Amazon regulieren, und es gibt die europäische Domäne, in der europäische Gesetze gelten, insbesondere bezüglich der Datensicherheit und des Datenzugriffs. Die Cloud hat also ihre Grenzen.
Und allzuoft ist noch die Auskunft von Kunden zu hören: „Unsere Daten müssen im eigenen Land bleiben.“ Denn nur dort sei sichergestellt, dass sie den jeweiligen Landesgesetzen völlig konform sind. Das Stichwort dafür lautet „Compliance“. Dieser Zwang zur Gesetzeskonformität könnte sich als größte Bremse für das Wachstum des globalen E-Commerce erweisen. Höchste Zeit also für verlässliche wirtschaftliche Standards.