Für 5 Milliarden Euro (rund 8,5 Mrd. US-$) will Microsoft den Internet-Telefondienstleister Skype übernehmen (siehe meine Meldung vom 10.5.). Damit kommen die Redmonder der Konkurrenz von Google, dem Erzfeind, und Facebook zuvor. Der Preis ist zwar heftig, wird aber von einer mehrzahl der Marktbeobachter für angemessen gehalten – vorausgesetzt, es gelingt Steve Ballmer und seinen Mannen, entsprechendes Kapital aus dem Neuerwerb zu schlagen.
Durch den Einstieg ins Unified-Communications- und VoIP-Geschäft erhölt Microsoft eine weitaus stärkere Stellung gegenüber den Telefonkonzernen und kann so seine eigenen Produkte wie Windows Phone besser pushen. Mit Skype kann softwareseitig auch die Integration von E-Mail (in Outlook und Lync 365), Instant Messaging, Video- und Stimmübertragung gelingen.
Doch für den Online-Markt bringt die Fusion nach Ansicht der Experton Group noch weitaus langfristigere Folgen. Microsoft hat nun Zugang zu 600 Mio. Usern und zu einem Vertriebskanal für Werbung und Suchmaschinendienste, der sich gegenüber Google & Co. sehen lassen kann.
“Skype ist eine weitere Plattform für das Suchmaschinengeschäft”, sagt Axel Oppermann von der Experton Group, “sowie ein Absatzkanal für das Geschäft mit Werbung.” Was aber vielleicht strategisch noch folgenreicher sein könnte: “Microsoft hat nun direkten Zugang zu Nutzern von führenden mobile OS-Plattformen (Android, Apple iOS).”
Dabei hat es Nokia bereits für sich gewonnen, wo Windows das Betriebssystem Symbian ersetzen wird. Die Redmonder tanzen also künftig auf drei Betriebssystem-Hochzeiten für Mobil-Systeme – ein immenser Markt, der ebenso beachtliche Wachstumszahlen aufweist wie der für Unified Communication.
Dass Microsoft gedenkt, vor allem im Enterprise- und Business-Markt aktiv zu werden, habe ich bereits auf der letzten Berliner TechEd 2010 demonstriert bekommen. Office 365 ist für diesen Markt positioniert. Künftig dürfte in jedem Office auch Skype drinstecken. Auf jeder erhältlichen Plattform.
“Nur eine schnelle Vernetzung der Services, eine trennscharfe Abgrenzung von Leistungen und Preisen sowie die Integration in weitere Plattformen wie Facebook werden einen Erfolg bringen”, warnt jedoch Axel Oppermann von Experton Group. Die Marketing- und Vertriebsstrategen des Softwarekonzerns dürften auch dies hinbekommen.
Werden die Internetnutzer die schlagartig gewachsene Marktmacht Microsofts dulden oder sogar begrüßen?
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Michael Matzer, editor Germany