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Interview mit SoftENGINE: E-Commerce braucht ERP – und umgekehrt

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Internet Retailing sprach mit Helmut Dietz, dem Vertriebsleiter des ERP-Herstellers SoftENGINE aus Hauenstein in der Pfalz. SoftENGINE hat sich mit zahlreichen Partnern wie Oxid e-sales, PayPal, Speed4trade, Gambio oder Omeco im Markt des E-Commerce engagiert. SoftENGINE verfügt über rund 3500 Kunden mit Pflegeverträgen.

 

Internet Retailing: Sie haben die neue Version 5.5 Ihres ERP-Pakets BüroWARE angekündigt. Wird sie dann so einfach wie im Browser zu bedienen sein oder bedeutet das, dass der Kunde pro Seite nur das Notwendigste angezeigt bekommt?

Helmut Dietz, Vertriebsleiter SoftENGINE



Helmut Dietz: Richtig. Wenn der Anwender Zusatzinformationen braucht, so kann er sie sich freischalten. Der Kunde kauft sich ja eine Software nicht um der Software willen, sondern damit das eigene Tun optimiert wird. Wir leben in einem schnellebigen Markt, in dem Innovation an der Tagesordnung ist. Wenn man nicht aufpasst, ist man schnell weg.

Hinsichtlich der neuen Funktionen und Schnittstellen muss man schauen, dass die Performance des Ganzen stimmt. Entwickler sind immer sehr begeistert, was Features und Funktionalität betrifft. Aber vor der Software sitzen Fachbereichsmitarbeiter, und für sie kann die Software allenfalls das unterstützende Mittel sein und/oder eine Brücke zu anderen Applikationen.

 

Internet Retailing: Die Kombination einer ERP-Software mit einer Shopsoftware leuchtet mir sofort ein.

Angenommen, Sie haben ein Unternehmen, das seit drei Generationen im Geschäft ist, und merken, Sie bekommen Konkurrenz von einem Unternehmen, das erst drei Jahre am Markt ist und einen Webshop hat. Mit dieser Situation sind die Firmen heute konfrontiert.

Der alteingesessene Einzelhandel, der vielleicht noch ein, zwei proprietäre Handelskassen einsetzt – es sind noch x Millionen Maschinen auf dem Markt. Firmen wie Casio und Toshiba leben noch sehr gut. Die Kassen sind sehr zuverlässig. Die Firma hat eine ERP-Software angeschafft, die mit der Kasse Daten austauscht. Jetzt braucht er einen Webshop dazu, um dem Wettbewerb aus dem Norden zu begegnen. Jetzt verkauft er auf einmal übers Internet.

Aber die Zahl der Smartphones nimmt schneller zu als die der PCs, deshalb braucht er für seinen Webshop Online-Payment. Und er braucht eine App, weil dies im Moment der Trendmarkt ist. Und er verschickt Rechnungen nur noch elektronisch, weil die Prozesskosten so hoch sind. Die muss er jetzt auch GDPdU-konform (GDPdU: Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen) archivieren. Innerhalb von drei Jahren hat sich sein Geschäft grundlegend gewandelt, um wettbewerbsfähig bleiben und seine Produkte mit einer normalen Marge anbieten zu können. Tut er’s nicht, ist er zu teuer und dann sind andere Unternehmen, die auf Technologie setzen, viel spannender.

Er muss sich mit Plattformen wie Tradoria und Yatego auseinandersetzen, weil der Kunde gern an einem Platz shoppt. Er muss in Preissuchmaschinen rein. Das heißt: Er muss nicht mehr mit einem Anbieter, sondern mit vielen Produkten und vielen Partnern arbeiten. Wenn das nicht mehr beherrschbar, bezahlbar und pflegbar ist, wird aus dem Vor- ein Nachteil.

Deswegen glauben wir, dass die Zusammenarbeit mit anderen maßgeblichen Herstellern, eine hohe Performance bei den Schnittstellen und eine gute Bedienbarkeit die Zukunft sind. Und es ist abzusehen, dass der Technikwust nicht weniger wird, sondern eher mehr.

 

Sind Sie dabei, die Zahl der vorhandenen Schnittstellen auszubauen?

SoftENGINE lädt immer im August nach Landau/Pfalz zur Business Convention ein.



Das erfolgt kontinuierlich. Wir arbeiten mit den führenden Shopanbietern in Europa zusammen. Es gibt tolle Schnittstellen zu ePages, zu xt:commerce, zu Oxid, gambio – da ist alles dabei. Denn wir können den Kunden ja nicht vorschreiben, welche Shops sie kaufen. Die Erwartungshaltung ist die: Ich habe einen Shop und ihr habt eine Warenwirtschaft, und ich möchte jetzt den Shop mit eurer Warenwirtschaft betreiben.

Die Kundschaft verändert sich auch. Die Anwender sind mittlerweile hochgradig dynamische Menschen, die sich mit dem Markt sehr gut auskennen; sie suchen sich die Anbieter aus, von denen sie denken, dass sie mit ihnen für die Zukunft am besten gewappnet sind. Und dann müssen diese Hersteller miteinander eine Top-Lösung anbieten. Bei uns sind pro Projekt mindestens ein halbes Dutzend Hersteller dabei. Pro Branche ist es unterschiedlich, aber intensiv ist es im Versandhandel.

 

Weil es vor allem komplex ist, oder?

Die Ausstellung der SoftENGINE-Partner 2011



Weil es toll ist. Es ist ein toller Markt. Er ist sehr dynamisch, weil viele Leute da sind, da wird Geld verdient, aber es ist auch eine Sache, die richtig Spaß macht. Man kann gut shoppen im Internet, man bekommt viele Informationen, man hat eine Riesenauswahl, man wird schnell beliefert, man hat eine gute Vergleichsmöglichkeit. Der ganze Bereich Social Commerce… Vertrauensbildende Maßnahmen sind das A und O. Social Commerce geht dieses Problem an: Bewertungsportale, Communities, Kaufgemeinschaften [Shopping-Clubs]. Da gibt’s eine ganze Armada von Anbietern, die sich um vertrauensbildende Maßnahmen kümmern. Auch Paymentanbieter: mit Treuhandservice. Da gibt’s alles. Das läuft so gut, weil es halt Spaß macht. Man kann sich zum Beispiel gleich drei Modelle eines Artikels zum Vergleich zuschicken lassen. Das habe ich im Einzelhandel oft nicht mehr.

 

Haben Sie schon Erfahrung mit Cloud Computing? Sie bieten eine Browser-basierte Version von BüroWare namens WEBWARE ERP 2 an.

Ja, es ist aber so: Wir haben von Einfachheit in der Bedienung der Lösung gesprochen. Die Art und Weise, wie so ein System in Betrieb genommen wird, ist für den Kunden nicht so sehr interessant. Vielmehr ist die Lösung für seine Probleme das wichtigste. Die Technologie darunter hat bestimmte Vor- und Nachteile. Früher hieß dieses Modell ASP, dann SaaS, heute Cloud.

Das bietet enorme Vorteile. Weil ich in die Infrastruktur nicht mehr so investiere wie bisher. Indem ich immens schnell betriebsbereit bin. Indem ich gesetzliche Anforderungen wie etwa die Datenschutznovelle schnell erfüllen kann. Beispiel Rechnungsarchivierung. Als kleines Unternehmen können Sie kaum noch Belege GdPdU-konform (s.o.) archivieren, weil sie den ganzen Prozess auditieren und zertifizieren lassen müssen. Es gibt oft ein Datensicherheitsproblem, weil Sie einen lokalen Server ohne Spiegelungssysteme stehen haben usw. Das macht ein Rechenzentrum in der Cloud natürlich so hochprofessionell und über bestimmte Volumen und Beträge ja auch leistbar.

 

Die Rechenzentren sind manchmal sicherer als die Eigeninstallationen.

SoftENGINE-Geschäftsführer Dirk Winter referiert im Jugendstil-Festsaal von Landau



Die sind sicherer. Eigentlich spricht gegen Cloud und ASP nur die ursprüngliche Angst des Menschen, Dinge, die einem wichtig sind, irgendwo hinzugeben. Aber das kippt auch, denn ein Markt, in dem selbstverständlich viele Daten im Netz liegen, treibt diesen Trend massiv an. Die Cloud-Welle, die wir jetzt haben, ist stark vom E-Commerce getrieben, stark anwendungsorientiert getrieben – und auch von einer neuen Generation von Menschen, die ganz anders arbeiten.

Office 365 von Microsoft können Sie überall und jederzeit öffnen; mit einer lokalen WORD-Installation geht das nicht. Für Firmen, die mit Niederlassungen und Handelsvertretern arbeiten, die ausliefern, sind browsergestützte Systeme, wo der Server im Web liegt, einfach spannender, weil sie die Arbeit massiv erleichtern. Mit einem Client-Server-System geht das nicht. Aber wenn man ein Ladengeschäft hat oder ein Großhändler mit nur einem Standort, dann entscheidet die Applikation, nicht die technische Basis, um das Produkt nutzen zu können.

 

Ist dieser Unterschied SaaS vs in-house auch für Ihre Partner wichtig geworden?

Für die Partner sind v.a. stabile Versionen wichtig. Für den Kunden ist Betriebssicherheit mit das Wichtigste. “Never change a running system” ist auch ein Spruch, der bei uns Gültigkeit hat. Viele Partner haben schon die Lösung fertig gemacht, sie sind in der Betaphase. Man kann davon ausgehen, dass Branchenlösungen in Branchen, die gar nicht so E-Commerce-affin sind, besonders spannend sind. Im E-Commerce gibt es Web- oder Browser-Lösungen. Aber beispielsweise im Maschinenbau, der unter anderem beispielsweise eine Kostenrechnung im Web haben möchte, auch da werden wir unsere Branchenlösung im nächsten Jahr nachziehen. Die Lösungen sind da, müssen aber noch ins Web umgesetzt werden.

Macht das SoftENGINE?

Helmut Dietz im Interview (c) SoftENGINE/Andrea Fabry



Nein, das machen die Partner, die diese Branchenlösung bauen, weil die dieses Branchen-Knowhow brauchen. Es ist sehr ungewöhnlich, wenn die Partner für Branchen Web- oder Browser-basierte Lösungen erstellen. Es kann auch ein interessanter Kostenaspekt werden. E-Commerce ist inzwischen ein Must-have, nicht mehr nice to have. Es gehört jetzt zum Standard.

Die Shopbetreiber kriegen von uns genauso viele Bestandskunden, die gerne einen Shop möchten, wie sie bislang für Neukunden gesorgt haben – und das Verhältnis wird noch weiter kippen.

 

77% aller deutschen Retailer sind noch gar nicht online. Es gibt noch viel zu tun.

Wem es momentan gut geht, der will noch nicht umstellen. Wer im Handel tätig ist, der wird in den nächsten Jahren eine Webpräsenz haben und einen Shop, in dem die Produkte erwerbbar sind und wo ein Kunde sich beraten lassen kann.

 

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