Im März 2010 eröffnete der Etailer notebooksbilliger.de seinen ersten Store in München, nun soll Mitte diesen Jahres der zweite in Sarstedt bei Hannover folgen, wie Pressesprecher Frank Hufnagl gegenüber InternetRetailing.de bestätigt. Es ist ja recht ungewöhnlich, dass ein Shopbetreiber den umgekehrten Weg der meisten Store-Besitzer geht und Läden eröffnet.
Doch der Zuspruch in der Münchner Seidlstraße war offenbar ausreichend groß, um die weitere Expansion zu ermutigen. „Wir bauen unseren Kundenkreis aus, um eine breitere Basis zu erhalten“, so der Sprecher. Offenbar sollen so nicht mehr nur die technikaffinen Online-Jugendlichen angesprochen werden. In München ging dieses Konzept auf.
Frank Hufnagl sieht Multichannel als „bestimmendes Thema“ des E-Commerce. Bei einem Blick auf Cyberport.de und Media Saturn wird auch klar, warum. Frank Hufnagl betrachtet Cyberports Strategie als inkonsequent, weil man dort den Fehler mache, unterschiedliche Preise für das Off- und das Online-Geschäft festzusetzen. Da fühle sich der Kunde im Laden doch ein wenig verschaukelt.
Sorgenkind Media Saturn
Media Saturn, die ungebärdige Tochter der Metro Group, erlebte letztes Jahr schwere Turbulenzen, als der Vorstand ausgewechselt wurde. In diesem Jahr soll es aber in Sachen Multichannel aufwärts gehen, wie Metro-Vorstandschef Echkard Cordes ankündigte. Bis Mitte des Jahres soll ein tragfähiges Online-Konzept stehen. Insider haben erfahren, dass gestandene Redakteure an der Umsetzung mitarbeiten.
Dennoch sieht Hufnagl auch den aktuellen Ansatz von Media Saturn kritisch. „Das Konzept, regional unterschiedliche Preise einzuführen, wird scheitern“, warnt er. Denn der Kunde hat durch die Nutzung seines Smartphones jederzeit die Möglichkeit, eben diese Preise online zu vergleichen. Und dürfte es nicht witzig finden, wenn beispielsweise in der Großstadt niedrigere Preise als auch dem flachen Land gefordert werden. Oder umgekehrt. Von der Sichtbarkeit der Angebote in Preissuchmaschinen ganz zu schweigen. Diese würden die Produkte gar nicht erst aufnehmen, da kein bundesweit einheitlicher Preis als Vergleichsanhalt gegeben ist.
Media Markt benutzt die Alpenrepublik und die Niederlande derzeit als Testmärkte für das Online-Comeback. Der österreichische Elektrohändler Hannes Majdic meint allerdings: „Die Online-Aktivitäten von Media Markt in Österreich werden nicht wahrgenommen.“ Laut Majdic liege das vor allem daran, dass der Media Markt-Onlineshop bisher nicht in den einschlägigen Preissuchmaschinen gelistet sei. „Wenn Media Markt bei den Preissuchern präsent wäre, dann ginge der Kunde mit einem Ausdruck in die nächste Filiale und verlangte den Online-Preis.“
Wozu stationärer Handel?
Aber wozu überhaupt in den stationären Handel gehen, fragt sich der Fachmann. Ein guter guter Grund dafür ist für notebooksbilliger.de die Gründung und der Vertrieb einer Eigenmarke von Desktop-PCs. „Der Absatz läuft, wie vorausgesagt, besser als erwartet“, freut sich Hufnagl. Die Nachfrage nach Desktops wird vom BITKOM bestätigt (siehe IR.de vom 12.1. und 5.1.).
- Arnd von Wedemeyer, Geschäftsführer von notebooksbilliger.de
Ein zweiter Grund: „Die Wertigkeit eines Händlers wird erheblich gehoben und stärkt seine Verhandlungsposition gegenüber den Herstellern, durch die Möglichkeit Marken in Flagship-Stores wertiger präsentieren zu können“, berichtet Hufnagl. Außerdem lassen sich in Läden Service-Stationen für Vertragsberatung (Geräte und Telekommunikation) ebenso einrichten wie Shop-in-Shop-Stationen für besondere Hersteller. Ob solche Läden auch im Zuge der Expansion ins Ausland eingerichtet werden, ist noch offen. CEO Arnd von Wedemeyer geht dabei mit der Zeit. Wenn sich ein Experiment bewährt, wird es weiterverfolgt, erzählt sein Sprecher.
Michael Matzer, editor Germany