Jedes zweite Wort auf der Internet Retailing Expo in Birmingham, die ich vorletzte Woche besuchte, lautet “Facebook“. Aus gutem Grund: Die sozialen Netzwerke bringen bereits mehr Traffic auf die Seiten der Shopbetreiber – zumindest in Großbritannien und den USA – als die Google-Suche.
Facebook überholte Google in puncto Zeitanteil bei Internetnutzern bereits im August letzten Jahres: 41,1 Mrd. Minuten im Vergleich zu Googles 39,9 Mrd. Minuten. . In 2010 wuchs Facebook um durchschnittlich 7,9 Nutzer – pro Sekunde. 50% aller Nutzer loggen sich jeden Tag ein und verbringen ein Drittel ihrer Zeit dort: 700 Milliarden Minuten pro Monat (alle Angaben: Paul Marsden, siehe unten).
Facebook bedeutet aber nicht nur mehr Traffic und hoffentlich auch Conversion, sondern vor allem auch mehr Empfehlungen von Freunden. Der “Gefällt-mir”-Button, der mittlerweile fast allgegenwärtig ist, bringt auch begründetes Interesse von Seiten der Facebooknutzer. Diese umfasst mittlerweile mehr 642 Millionen, womit sie etwa dem siebtgrößten Staat der Erde entspricht. Eine gewaltige Wirtschaftsmacht.
Der Kapitalinvestor Sumeet Jain, Principal bei CMEA Capital, sagt bereits voraus, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre auf Facebook mehr Umsatz gemacht werde als auf Amazon. Wir reden also über Milliarden. Mike Fauscette, Analyst bei IDC, haut in die gleiche Kerbe: “Binnen drei bis fünf Jahren werden die 10 bis 15 Prozent aller Verbraucherausgaben in den Industrieländern über Sites wie Facebook abgewickelt.” Damit stellt Facebook einen riesigen Absatzmarkt für Etailer dar: “F-Commerce” ist das Stichwort dafür.
Definition
Was ist überhaupt mit F-Commerce gemeint? Es gibt drei Spielarten:
1) auf Facebook selbst (F-Shops, Credits)
2) im Web (wobei Facebook open-graph/social plugins/Facebook-Schaufenstern in Webshops genutzt werden)
3) im eigenen Shop (unter Nutzung von Facebook open-graph/social plugins/Facebook Deals für den stationären Handel)
Okay, schon gut, aber bringt F-Commerce überhaupt was ein? Paul Marsden vom Blog Social Commerce Today trägt die Zahlen laufend zusammen, aus Quellen wie Adgregate/WebTrends und Eventbrite. Demnach heißen die nach Fananzahl größten Marken auf Facebook 1. Coca-Cola (24 Mio.), Starbucks (20 Mio.) and Disney (19 Mio.). Der Traffic auf der Website von Coca-Cola fiel um 40%, als das Unternehmen seine Facebook-Seite eröffnete
Vorteile für den E-Commerce
Die Konversionsrate liegt bei 2 bis 4% (Durchschnitt im E-Commerce laut Forrester: 3,4%). Facebook-Kunden geben mehr aus: 7-10% beim Etailer Kembrel. Die Click-through-Rate auf Facebook Walls liegt bei 6,5%. 67% der Retailer planen die Nutzung von Facebook, um Traffic auf ihrer Site zu erhöhen. Entsprechende Erfolge wurden von BestBuy (+3%) und Wetseal (+20%) verzeichnet. Facebook-Nutzer geben 1,5 Mal mehr online aus als andere Internetnutzer (ähnlich wie die mobilen Nutzer).
Die Mundpropaganda eines Nutzers auf Facebook entspricht einem Medienwert von 3,60 US-Dollar. Facebook wirkt wie ein Treueprogramm und bringt einen Fan dazu, im Schnitt 117% mehr für eine Marke auszugeben als ein Nicht-Fan. Die 200 Mio. mobilen Facebook-Nutzer sind doppelt so aktiv auf Facebook als die nichtmobilen – und geben entsprechend mehr aus.
Fazit
Dies ist nur ein winziger Ausschnitt aus den Statistiken, die Paul Marsden zusammengetragen hat. Sie verdeutlichen meiner Meinung nach, dass Facebook keine Bedrohung für Etailer ist, sondern vielmehr eine enorme Marktchance. Und genau dies ist auch die von mir in Birmingham festgestellte Wahrnehmung der der Etailer in Großbritannien, mögen sie nun Ebay, Debenhams oder Marks & Spencer heißen.
Bitte schreiben Sie mir, was Sie von der Idee des F-Commerce halten. Ich freue mich auf Ihre Zuschriften.
Michael Matzer, editor Germany