Apple, der Hersteller von iPhone, iPod und iPad, will die Standortdaten von iPhone-Nutzern an Dritte weitergeben – und sorgt damit in Deutschland nach Google und Facebook für Ärger. Datenschützer sind besorgt, Politiker gehen in Stellung.
Jedes iPhone hat ein GPS-Modul, mit dem es seine Lage peilen kann. Diese Standortdaten will der iPhone-Hersteller Apple an Werbetreibende und andere Interessierte weitergeben oder verkaufen. Dafür hat das Unternehmen aus Cupertino seine Datenschutzrichtlinie geändert. Nicht nur Apple, sondern auch „Partnern und Lizenznehmern“ soll der Nutzer das Recht einräumen, „präzise Standortdaten“ zu erheben, zu nutzen und weiterzugeben, „einschließlich des geographischen Standorts Ihres Apple-Computers oder –Geräts in Echtzeit“. Die Übertragung dieser Daten soll zwar anonym erfolgen, aber wer sein gerät häufig nutz, trägt dazu bei, ein Profil von sich als Verbraucher zu ermöglichen.
Jeder, der das neue iPhone4-Betriebssystem iOS 4 nutzen will, muss dieser Änderung der Datenschutzbestimmungen beim Herunterladen zustimmen. Selbst für Apps oder Songs muss man nun seinen Servus unter diese Bestimmung setzen. Es gibt also kein Entrinnen. Wer diesem Ansinnen widersprechen will, bekommt eben weder Apple-Service noch –Produkte. Das ist eine erhebliche, wenn nicht sogar nicht hinnehmbare Bevormundung des Nutzers, finden Datenschützer. Und es erinnert an die entsprechenden Praktiken von Google und Facebook. Ob Apple wirklich die Daten anonymisiert erhebt, sei nicht nachprüfbar, monieren Datenschützer.
Das neue iPhone 4 Bild (c) Apple Inc.
Mit seinem am 1. Juli in Betrieb genommenen Anzeigendienst iAd will Apple positionsbezogene Werbung schalten können und damit im ersten Halbjahr 60 Mio. Dollar verdienen.
“iAd bietet Werbeschaffenden die Emotion des Fernsehens zusammen mit der Interaktivität des Internet und eröffnet Nutzern eine neue Art Werbung zu entdecken, ohne dass sie dabei zum Verlassen ihrer Lieblings-Apps gezwungen werden,” sagt Steve Jobs, CEO von Apple. “iAds werden Millionen Nutzer von iPhone und iPod touch erreichen – eine höchst begehrenswerte demographische Zielgruppe für Werbetreibende. Sie bieten Entwicklern eine neue Möglichkeit Geld zu verdienen, so dass sie weiterhin kostenlose und kostengünstige Anwendungen entwickeln können.”
Zwar sind Location-based Services schon seit fast fünf Jahren in den Startlöchern, doch bislang gab es dafür nur wenig Nutzer. Das ändert sich nun, nicht nur durch den enormen Erfolg des iPhone und des iPad. Mobile Werbung ist aber mittlerweile durch die gestiegenen Nutzerzahlen bei Smartphones so wertvoll geworden, dass immer mehr Firmen gewillt sind, darin zu investieren.
M-Commerce ist der Hoffnungsträger der Werbeindustrie, denn durch die Positionsbezogenheit steigt auch die Relevanz der jeweiligen Werbung für den Adressaten. Und sobald ein ortsbezogenes Profil erstellt ist – aufgrund der Nutzung von Apps und Downloads – kann Apple diese Profile (nur theoretisch?) auch auf dem Online-Werbemarkt verkaufen: pures Gold in den Augen der Werbestrategen.
Was der Nutzer dagegen unternehmen kann
iPhone-Nutzer können Werbung nach Angaben von Apple selbst über die die Website Oo.apple.com abschalten. Wird damit aber auch die Erfassung der GPS-Standortdaten gestoppt? Das ist noch unklar. Ortungsdienste lassen sich im iPhone-Menü „EINSTELLUNGEN/ALLGEMEIN“ deaktivieren. Das hat allerdings etwas nervende Folgen: Zahlreiche Apps wie Navigation, Kompass sowie mitunter Spiele fordern den Nutzer ständig zur Aktivierung der Ortungsfunktion auf. Man bekommt seine Freiheit heute eben nicht mehr geschenkt.
Europäische Nutzer erhalten Auskunft zum Thema Datenschutz bei Apple unter der E-Mail-Adresse privacyeurope@apple.com.
Michael Matzer, editor Germany